„Einfach traumhaft“, „Cooler Gipfel“, „atemberaubende Sicht“ – so liest sich das Gipfelbuch der Achenseer Hochplatte. Der Hausberg von Achenkirch ist im Winter Liebling der Skitourengeher.
Am Gipfel fällt der Blick über den Achensee zum Rofangebirge. Im Hintergrund zeigen sich die Zillertaler Alpen.
In der Wandersaison sitzt man jedoch auch mal allein am Gipfel. Bei dieser Tour entscheidet der richtige Zeitpunkt über Freud oder Leid: Startet man im Hochsommer, so könnte der sonnseitige Anstieg schnell zur Tortur werden. Hochgenuss verspricht hingegen der Herbst, wenn mildes Licht auf die weitläufigen Wiesen fällt und Lärchen goldgelb erstrahlen. Für Jause und Getränke ist jetzt nach der Almsaison allerdings der eigene Rucksack zuständig…
Zu Beginn der Wanderung leitet ein steiles Wegerl einen Wiesenhang hinauf. Flugs wird der Weg gemütlicher, zieht bei der Bründlalm vorbei und hinauf zur Jochalm. Das Bühnenbild im Süden gibt sich derweil dramatisch: Im Hintergrund funkeln die eisstarren Zillertaler Alpen und der pyramidenförmige Koloss, der Olperer (3476 m), zeigt sich von seiner schönsten Seite.
Auf einem offenen Wiesenrücken passiert man die Seewaldhütte. Dahinter erstreckt sich über sanft gewellte Almmatten eine harmonische Komposition aus gelblichen und rostfarbenen Gräsern. Mit etwas Glück sieht man nach einem schrillen Pfiff noch eines der letzten Murmeltiere flitzen, bevor es sich in seinen Bau zurückzieht. Mit Hilfe ihrer kräftigen Vorderbeine graben sie mehrere Meter tiefe Gänge in den Boden. Bis zu 1,5 Kilo Gräser und Kräuter muss das gesellige „Mankei“ pro Tag fressen, um genug Fettreserven für den 6 bis 7 Monate langen Winterschlaf zu haben. Und dass der Winter vor der Tür steht, zeigt der Blick in das überzuckerte Karwendelgebirge mit der majestätischen Birkkarspitze (2749 m).
Nach einem letzten steilen Aufschwung steht man neben dem Gipfelkreuz und bewundert das gegenüberliegende Rofangebirge. Zu Fü.en liegt einem die malerische Region Achensee – das „Notburga Land“.
Zum 700. Mal jährt sich heuer der Tod der einzigen Heiligen Tirols. Obwohl sie nur eine arme Magd war, setzte sie sich aufopfernd für die Kranken und Armen ein. 1434 wurde ihr die sehenswerte Notburgakapelle in Eben am Achensee geweiht. Der freistehende Gipfel ist ideal, um den ganzen Bergsommer im Kopfkino nochmals abzuspulen und den vergangenen Tourentagen nachzusinnen.
Der Blick gen Norden beschert eine märchenhafte Ansicht, wenn die Tegernseer und Schlierseer Berge wie kleine Inseln aus einem weißen Nebelmeer ragen. Während man noch genüsslich an der Brotzeit knabbert, entdeckt man einen Graskamm, der vom Gipfel der Hochplatte nach Nordosten zieht. Über diesen Kamm führt ein leichter, kurzweiliger Weg, der lediglich etwas Trittsicherheit verlangt. Zuerst geht’s flach dahin, bald leitet der schmale Weg steil hinab über Steinblöcke, Wurzeln und über eine Eisenklammer.
Weiter unten auf einer Bergwiese dreht die Route südw.rts und mündet wenig später wieder in den Aufstiegsweg. Wer mag, hängt diese anregende Abstiegsvariante noch dran. Doch vorher kommt ein kurzer Eintrag ins Gipfelbuch: „Einfach traumhaft war’s!“
Von Doris Neumayr
Artikel publiziert am: 21.10.2013 – 08.14 Uhr
Quelle: http://www.merkur-online.de/outdoor/spritztouren/wanderung-hoch-ueber-ac…